12. August 2020, gepostet in Psychologisches, SpirituellesTraumdeutung: 9 Tipps zur Selbsterkenntnis

Der Traum ist das Mondlicht des Lebens. (Bettina von Arnim, 1785 – 1859)

Steht in deinem Regal ein Buch mit Traumsymbolen? Versteckt, damit niemand dein Interesse an Traumdeutung entdeckt? Oder für Besucher gut sichtbar platziert, als Einladung zu einem anregenden Gespräch?

Für manche Menschen hat die Traumdeutung den Hauch des Mystischen, „Esoterischen“. Doch vielen ist es wichtig, ihre Träume zu verstehen. Sie empfinden diese Ebene ihres Erlebens als Ergänzung zum Tagesgeschehen und verstehen dadurch sich selbst besser. Eine Studie in den USA zeigte: Nur 9 Prozent  von mehr als 5000 Befragten schenken ihren Träumen keinerlei Beachtung. Alle anderen beschäftigen sich in irgendeiner Weise mit ihrem Traumgeschehen.

Manchmal kann uns die überlieferte Bedeutung eines Traumbildes zu eigener Interpretation anregen. Doch entscheidend ist, dass sich die Deutung Ihres Traums für Sie stimmig anfühlt. Dann ist die Traumdeutung eine schöne und lohnende Erweiterung des persönlichen Horizonts.

Erstaunliche Erfahrungen

Immer wieder erlebe ich, dass Menschen sich entlastet, inspiriert oder bereichert fühlen, wenn ein Traum für sie einen Sinn ergibt.

Manchmal deutet sich in einem Traum sogar die Lösung eines Problems an oder eine Entscheidung wird vorweggenommen. Und so mancher Traum macht bewusst, dass jemand auf dem persönlichen Entwicklungsweg schon weiter ist als angenommen.

Marlies, eine disziplinierte und pflichtbewusste Frau, hatte einen wiederkehrenden Traum: Sie reitet auf einem schwarzen Pferd, ohne Sattel und Zaumzeug. Sie fühlt sich dabei frei und glücklich. Durch die Traumdeutung erkennt sie, dass es ihr auch im realen Leben zunehmend besser gelingt, ihre leidenschaftliche Seite zu leben. Tatsächlich kann sie nicht reiten, mag aber Pferde sehr gern.

Manche Menschen wünschen sich genau dieses Aha-Erlebnis herbei und suchen in Büchern mit Traumsymbolen nach den passenden Bedeutungen.

Der Umgang mit Traumsymbolen

Der Traum ist ein individuelles Geschehen, und auch die Traumdeutung fällt bei jedem Menschen anders aus. Eigentlich logisch, denn auch das Erleben im Wachbewusstsein unterliegt ja der eigenen Interpretation.

Andererseits haben Traumsymbole eine überlieferte Bedeutung; sie gehören zu dem traditionellen Volkswissen, das uns noch heute inspirieren kann. So sind die Traumsymbole sowohl allgemein als auch individuell zu betrachten. Hier ein einfaches Beispiel:

Ein Hund im Traum symbolisiert traditionell Treue und Loyalität, wenn der Träumende den Hund kennt. Bei einem fremden Hund würden eher die typischen Eigenschaften der Rasse im Vordergrund stehen. Ein Labrador gilt als freundlich, ein Afghane als eigenwillig.

Hat der Träumende jedoch im realen Leben Angst vor allen großen Hunden, wird diese Besonderheit in die Deutung des Traumes einfließen.

Traumdeutung: Ein Hund im Traum kann einen treuen Begleiter darstellen. Doch für manche Menschen wirkt er bedrohlich.
Der Hund im Traum kann für einen treuen Freund stehen. Doch für manche Menschen symbolisiert er eine Bedrohung.

Ein Hund bedeutet dann womöglich eine gefühlte Bedrohung oder eine Mutprobe. Ob der Hund bekannt oder fremd ist, deutet vielleicht auf eine bekannte oder neue Bedrohung hin. Verläuft die Traum-Begegnung mit dem Hund angstfrei und entspannt, kann das auf einen wichtigen Entwicklungsschritt hinweisen.

Träume fühlen sich real an

Träume sind häufig mit starken Gefühlen verbunden. Auch der Körper träumt mit: Wohl jeder ist schon nach einem aufregenden Traum mit heftigem Herzklopfen erwacht. Angst, Trauer, Freude, Zorn – geträumte Gefühle wirken wie real Erlebtes manchmal noch mehrere Stunden in Psyche und Körper nach. Auch das ist ein guter Grund, sich mit der Traumdeutung zu beschäftien.

Möchtest du deine Träume besser verstehen und weißt nicht recht, wo du anfangen sollen? Dann probiere doch die folgenden Tipps aus.

9 Tipps zur eigenen Traumdeutung

1. Nimm dir vor dem Einschlafen vor, dich an deome Träume zu erinnern. Mit der Zeit gelingt es  leichter, den Traum aus dem Schlaf ins Aufwachen mitzunehmen.

2. Besorge dir ein schönes Notizbuch alsTraumtagebuch. Damit gibst du deinen Träumen im direkten und im symbolischen Sinn einen guten Platz in deinem Leben.

3. Lege dein Schreibzeug oder ein Aufnahmegerät neben deinem Bett bereit. Je kürzer die Zeit zwischen Aufwachen und Traumnotiz ist, umso lebendiger kannst du deinen Traum schildern. Tonaufnahmen übertragst du später in die schriftliche Form.

Falls du nur noch Bruchstücke Ihres Traums erinnerst, halte auch diese fest. Es ist gut möglich, dass dir später noch weitere Teile des Traums einfallen.

Wenn du deine Träume regelmäßig festhaltst, wirkt das wie ein Training; das Erinnern fällt leichter.

Traumdeutung: Ein Notizbuch mit offenem Füllfederhalter. Alles ist in gelbes Licht getaucht.
Ein guter Platz für die Träume: Das Traumtagebuch.

4. Erzähle deinen Traum in der Gegenwart. Also nicht: „Plötzlich stand ein Hund vor mir“, sondern „Plötzlich steht ein Hund vor mir“. Das hilft dabei, sich an mehr Details zu erinnern.

5. Achteauf deine Gefühle: Was hast du im Traum gefühlt und was beim Aufwachen?

6. Gehe Szene für Szene durch. Bist du mitten im Traumgeschehen aktiv, beobachtest alles aus einiger Entfernung oder findet der Traum „ohne dich“ statt? Manchmal wechselt die Perspektive innerhalb eines Traums.

7. Die Personen im Traum: Sind sie fremd oder bekannt? Gehören sie aktuell zu deinem Leben oder sind es Menschen aus der Vergangenheit, Figuren aus einem Kinderbuch?

8. Welche Tiere, Pflanzen, Gebäude, Landschaften oder Gegenstände kommen in dem Traum vor? Welche davon tauchen immer wieder in deinen Träumen auf? Was bedeuten sie für dich persönlich? Notiere alle Ideen.

9. Du kannst zu den Anregungen frei assoziieren. Notiere jede Idee, auch wenn sie noch so phantastisch erscheint.

Dem Traumforscher Calvin Hall (1909-1985) verdanken wir die folgenden Fragen an unseren Traum. Mit ihnen können wir noch tiefer in die Traumdeutung eintauchen.

Noch tiefer: 5 spannende Fragen

  • Was sagt der Traum über mein Selbstbild aus?
  • Was sagt der Traum über meine Sicht auf andere Menschen aus?
  • Wo im Traum zeigen sich Konflikte, die ich aktuell erlebe?
  • Was erzählt der Traum über meine Motive?

Interessant  für die Traumdeutung ist auch diese Frage: Wo im Traum finde ich Bezüge zu meiner aktuellen Lebenssituation, zu meinem Lebensgefühl?

Auch der Bezug zu deinem Alltagsleben trägt zur Traumdeutung bei. Habst du zum Beispiel am Vorabend einen ergreifenden oder turbulenten Film geschaut, können „Schnipsel“ daraus Bestandteil des Traumes sein. Diese können etwas mit dir zu tun haben. Oder es ist einfach  ein Alltagstraum, in dem du ein Erlebnis verarbeitet hast.

Teile der Persönlichkeit

Der Psychotherapeut Fritz Pearls (1893-1970), vertrat die Ansicht, dass Bestandteile des Traums als Teile der Persönlichkeit gesehen werden können. Darin stimmte er mit C. G. Jung überein. Perls, als Begründer der Gestalttherapie, empfahl, diesen Anteilen der Persönlichkeit eine eigene Stimme zu geben, um sie zurück zu gewinnen.

Traumdeutung: Ein Mann liegt auf dem Boden und schaut durch seine Kamera auf einen großen weißen Hund, von dem nur der Kopf zu sehen ist.
Traumdeutung: Was groß ist, wird klein und umgekehrt.

Der so vollzogene Perspektivwechsel kann verblüffende Zusammenhänge offenbaren. Was würde ein freundlich gestimmter Hund sagen, wenn er Ihrem ängstlichen Traum-Ich begegnet?

Es ist spannend, die Träume über eine längere Zeit zu notieren und auszuwerten. Du kannst beobachten, ob sich Traumbilder wiederholen, ob sie sich verändern und wie sich deine Gefühle dazu verändern. Vielleicht stellst du dann fest, dass du immer vor einer Herausforderung von einem Hund träumst.

Alles darf, nichts muss

Du musst nicht alle hier angeregten Schritte der Traumdeutung gehen. Lass dich von deinem Gefühl leiten. Es ist völlig in Ordnung, wenn du nur ein oder zwei Traumsequenzen beschreibst.  Wähle dafür aus den obigen Fragen diejenigen aus, die auf die Traumsequenz zutreffen. Fällt dir später noch etwas ein, kannst du es problemlos ergänzen.

Wenn du ein kreativer Mensch bist, gewinnst du vielleicht Ideen für Bilder oder Geschichten aus deinen Träumen. Auch das ist eine Form der Verarbeitung.

Ach, wie oft sehe ich große Kunst und gut Ding im Schlaf, desgleichen mir wachend nit fürkommt. (Albrecht Dürer, 1471-1528)

Falls du mit der Traumdeutung selbst nicht weiterkommst, kannst du bei mir ein Lichtgespräch buchen. Während du mir deinen Traum schilderst, entstehen in mir Bilder, die ich mit dir teile. Alle Eindrücke, intuitive Zusammenhänge und entstehende Fragen teile ich dir mit. Mit diesen Inspirationen und dem Austausch darüber kannst du eine neue Sicht auf deinen Traum gewinnen oder die bestehende vertiefen. Dabei gilt: Ich deute nicht für dich, sondern inspiriere nur deine eigene Traumdeutung.

Für alle, die tiefer in das Thema einsteigen möchten, habe ich die fünf wichtigsten Meilensteine in der Geschichte der psychologischen Traumdeutung zusammengestellt.

Und die Bücher und Websites mit den Traumsymbolen? Betrachte auch diese Inhalte als Vorschläge. Wenn du magst, spiele damit, lass dich zu eigenen Deutungen anregen. Es ist dein Traum – und es ist deine Traumdeutung.


 


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