19. November 2019, gepostet in PsychologischesEntscheidungen sicher treffen

Jeder hat sie schon getroffen, die beste, oder möchte sie rückgängig machen, die schlechteste Entscheidung seines Lebens.

Wenn wir uns „für“ etwas entscheiden, dann weisen wir etwas anderes zurück. Ein Dafür ist also immer auch ein Dagegen. Mit jeder Entscheidung verbinden wir Wünsche, Träume und Erwartungen; oder einfach nur die Einsicht in eine Notwendigkeit. Wir möchten das eine erreichen oder das andere vermeiden.

Wir kommen nicht drum herum

Wenn wir uns (vorerst) nicht entscheiden, ist auch das eine Entscheidung. Vielleicht bleibt dann alles so, wie es gerade ist oder eine Änderung tritt durch andere Umstände ein. Dafür tragen wir dann keine Verantwortung.

Wirklich nicht?

Eine Entscheidung zu treffen bedeutet, dass wir Verantwortung übernehmen; ob wir wollen oder nicht. Egal, ob wir entscheidungsfreudig aktiv werden oder uns vermeidend entziehen; in beiden Fällen nehmen wir Einfluss auf die Situation – und wir wissen nicht, wie sich unser Leben dadurch entwickeln wird. Das kann beunruhigen, denn die Gedanken wirbeln herum oder drehen sich im Kreis. Die folgenden Schritte ordnen das Denken und beruhigen das Fühlen.

Denk-Richtung

Es wird ja immer wieder geraten, nur die Dinge oder Situationen zu benennen, die wir anstreben.  Doch oft ist das nicht von vornherein klar zu sagen, zum Beispiel im Beruf. Auch in anderen Lebensbereichen kann eine bunte Mischung von Vorlieben, Abneigungen, Ideen und Ängsten die Übersicht erschweren.

Fehlt uns noch die Klarheit über das, was wir wollen, formulieren wir doch zuerst das, was wir nicht wollen. Dieser kleine Umweg schafft Ordnung und erleichtert die folgenden Schritte.

  • Die Situation ordnen: Wo stehe ich aktuell?
  • Das Ziel bestimmen: Was strebe ich an? Worauf kommt es mir (jetzt) an?
  • Betrifft die Entscheidung einen kurzen oder einen längeren Zeitraum?
  • Möglichkeiten sammeln: Worauf habe ich Einfluss?
  • Grenzen definieren: Welche Gegebenheiten muss ich beachten?
  • Was kann ich jetzt tun? Was kann ich vielleicht später tun?
  • Folgen bedenken: Welche Auswirkungen meiner Entscheidung kann ich jetzt schon absehen?

Manchmal scheint es, als sei die Entscheidung schon da – wir müssen sie nur noch finden in unserem Herzen oder irgendwo in der Atmosphäre. Das wird uns immer besser gelingen, je mehr wir unserer Intuition vertrauen. Diese nennen wir  auch Bauchgefühl und fahren oft sehr gut damit, es in unsere Entscheidung einzubeziehen. Es gibt aber auch Entscheidungen, mit denen wir die Weichen für unser weiteres Leben stellen. Sie erfordern unseren ganzen Mut.

Eile und Angst sind schlechte Ratgeber

Manche Entscheidungen sind wesentlich und weitreichend. Sie betreffen die grundsätzliche Änderung unserer Lebenssituation:

  • Mit welchem Partner wir uns verbinden.
  • Ob wir Eltern werden.
  • Ob wir auswandern oder sesshaft bleiben.
  • Was wir für unsere Gesundheit tun oder worauf wir verzichten, um gesund zu bleiben.

Oft reifen solche Entscheidungen in uns und zeigen sich zur richtigen Zeit. Dann sagt der Bauch: Los geht’s – und wir tun es einfach. Von außen kann das spontan wirken, in unserem Fühlen und Denken hat jedoch ein Reifeprozess stattgefunden.

Zwei Schienenpaare trennen sich in verschiedene Richtungen. Im Vordergrund ein kleines Mohnblumenfeld. Im Hintergrund Wiese mit Gräsern.: Wie wir uns entscheiden, kann die Weichen das weitere Leben stellen.
Manche Entscheidung stellt die Weichen für das weitere Leben. Daher sollte sie in Ruhe getroffen werden.

Es kommt auch vor, dass wir uns zu großen Entscheidungen gedrängt fühlen. Los, sagen die echten oder vermeintlichen Experten, entscheide dich jetzt, wenn du dieses erreichen oder jenes vermeiden willst. Solches Drängen kann berechtigt sein, ist es jedoch nicht immer.

Doch bedrängt zu werden,  verstärkt Unruhe und Angst. Eine tiefsitzende Angst, dieses oder jenes zu riskieren, soziale, finanzielle oder andere Nachteile zu erleiden oder eine wichtige Gelegenheit zu verpassen. Und das kann von unserem Gegenüber sogar beabsichtigt sein. Das Erzeugen von Angst ist häufig ein Bestandteil von Werbeaktionen und Verkaufsgesprächen. Wird vom Gegenüber zusätzlich ein enges Zeitfenster gesetzt, baut sich rasch ein großer Entscheidungsdruck auf. Angst macht den Bauch schwer und blockiert das Gefühl für das, was zu uns passt.

Konsequenzen der Entscheidung

Wenn wir uns zu einer Entscheidung gedrückt und gedrängt fühlen, sollten wir  zunächst innehalten und Abstand gewinnen. Tief atmen, bei uns selbst ankommen und in Ruhe wahrnehmen, was wir fühlen. Jetzt ist es besonders wichtig uns zu fragen, was wir vermeiden wollen und was wir anstreben. Gerade wenn eine Entscheidung Weichen stellt, wenn es kein „Zurück“ gibt, ist es wichtig, dass wir mit unserem ganzen Sein dahinterstehen. Dazu gehört auch die Frage nach unseren Werten – danach, wer wir jetzt und in Zukunft sein wollen.

Die Wahrnehmung nach innen ist also ein wichtiger Schritt zu einer guten Entscheidung. Ebenso wichtig ist die Aktivität im Außen, das Sammeln von Informationen. Je wichtiger die Entscheidung ist, umso mehr Zeit sollten wir uns dafür nehmen. Als Kompass im Meer der Informationen dienen uns gezielte Fragen:

  • Auf welche Lebensbereiche wirkt sich meine Entscheidung aus?
  • Wie sind mein Beruf, meine Finanzen, meine Gesundheit davon betroffen?
  • Wie hoch sind die Kosten, welche Risiken gibt es?
  • Und wie wirkt sich meine Entscheidung auf Menschen aus, die mir wichtig sind?
  • Welche Risiken muss ich bedenken und mit welchem Nutzen kann ich rechnen?

Empfehlenswert ist es immer, verschiedene Informationsquellen zu nutzen, unterschiedliche Perspektiven zu betrachten, sich selbst als Fragende ernstzunehmen.

Haben wir genug Informationen gesammelt, können wir mit den bewährten Methoden zu der Entscheidung finden, die zu uns passt.

Die folgenden erprobten Tipps können den Prozess der Entscheidungsfindung unterstützen. Dabei gilt: Eins ist nicht für alle gut, was dem einen hilft, kann sich für den anderen als unpraktisch erweisen.

Listen und andere Hilfen

  • Die bewährte „Pro- und Contra-Liste“: Das Aufschreiben von Gründen und Einwänden hilft, die Gedanken zu ordnen.
  • Die Bodenanker: Jede Option auf ein A4-Blatt schreiben und eines beschriften mit „andere Option“. Diese Blätter am Boden verteilen. Sich nacheinander darauf stellen, hineinspüren. Wo zeigt der Körper eine Reaktion? So kann sich die Entscheidung, die im Inneren längst gefallen ist, im Außen zeigen.
  • Der Rat unserer Großeltern: „Schlaf mal drüber“: Wer eine Frage mit in den Schlaf nimmt, erwacht oft mit der Antwort. Und wer die eigenen Träume entschlüsselt, verfügt über eine wichtige Ressource zur Entscheidungsfindung.
  • Das Gespräch mit einem neutralen Menschen: Wer von der anstehenden Entscheidung nicht betroffen ist, kann oft klarer auf die Situation schauen und neue Sichtweisen beisteuern.
  • Sich ein Coaching gönnen. Oft reicht schon eine einzige Stunde, um Klarheit über den richtigen Weg zu gewinnen.

Sind wir in gutem Kontakt mit uns selbst und haben wir die Entscheidung, ob es eine kleine oder große ist, gründlich durchdacht, dann ist es die richtige Entscheidung. Wir wissen, wie wir zu ihr gelangt sind und werden auch noch mit ihr leben können, falls die Umstände sich anders entwickeln sollten als von uns vorausgedacht.

Wenn Sie sich Unterstützung bei einer Entscheidungsfindung wünschen, dann nutzen Sie doch ein kostenloses Mini-Coaching, um herauszufinden, ob meine Herangehensweise zu Ihrem Anliegen passt. Ich freue mich auf Sie.


 


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Bildquelle:
  1. Beitragsbild: StockSnap auf Pixabay
  2. Bild: Michael_Luenen auf Pixabay

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