Ich stehe am Wasser, vorgeneigt, so dass ich mein Spiegelbild sehen kann. Ich finde es wichtig, sich manchmal selbst anzuschauen.
Mein Haar lasse ich lang wachsen; an meinen Schwestern, den Kopfweiden, wird ja dauernd herumfrisiert; das wäre mir nichts.
Von meinen Zweigen umhüllt, träumen Liebespaare. Bei mir fühlen sie sich geborgen, das finde ich schön.
Ich erkenne die Liebenden, sie tun niemandem weh, auch mir nicht. Die anderen zücken ihre Messer, damit alle Bescheid wissen. Ich habe viele Narben.
Manche finden mich traurig. Trauerweide, sagen sie.
Sie erkennen die Sanftheit nicht, weil sie sie aus ihrem Leben verbannt haben. Ich möchte sie einladen zu mir. An meinen Stamm gelehnt, aufs Wasser schauend, finden sie vielleicht ihr Sanftsein wieder; finden zu sich selbst und zueinander.
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Beitragsbild: Karola Kruse